Altes Gymnasium Bremen

Eine bunte Unterwasserwelt fürs Foyer

Manche derjenigen aus der Notunterkunft, die schon ein bisschen mehr Deutsch verstehen, übersetzten auch für ihre Altersgenossen. Berührungsängste gab es ohnehin kaum. Ein Mädchen sei gleich auf sie zugekommen und habe ihr erzählt, welche Stücke es schon auf der Gitarre spielen könne, erzählt die Schülerin Marisa aus Findorff.

Bevor die Arbeit an dem Wandbild beginnen konnte, malte jeder der Jugendlichen seinen Fisch, seine Qualle oder ein anderes Meereslebewesen auf einen Pappteller. Dann ging es mit Acrylfarbe, in die ein Relief geritzt wurde, an die großen Leinwände.

Das sei eine neue Technik für alle gewesen, erzählt die Lehrerin Miriam Breckoff. Sie leitet den beteiligten Kunstkurs der 10. Klasse und hatte an einem Freiwilligentreffen in der Notunterkunft an der Falkenstraße teilgenommen. Dabei war sie im Gespräch mit der Stadtteilkoordinatorin für die Freiwilligenarbeit, Marijana Jurkovic, auf die Idee für das Projekt gekommen.

Rund 80 Kinder und Jugendliche leben derzeit in der Notunterkunft. Einige von ihnen kommen mehrmals die Woche in das Gymnasium in ihrer Nachbarschaft, „damit sie schon mal Schulatmosphäre schnuppern“, sagt Miriam Breckoff. Allerdings sei die Fluktuation groß, weil das Hochhaus eine Notunterkunft ist, in der die Flüchtlinge nicht allzu lange bleiben, sagt Miriam Breckoff, die die Klassenlehrerin einer fünften Klasse ist. Das sei eine Herausforderung für Deutschlehrer, das Level in den Gruppen sei ganz unterschiedlich.

Das spielte beim Projekt „Vielfalt durch Farbe“ aber keine Rolle. „Die Jugendlichen haben sich untereinander gut verstanden“, erzählt die Findorffer Schülerin Emy, und Klaudia (14) und Klevisa (12) stimmen ihr zu. Die beiden Schwestern leben seit wenigen Monaten in der Notunterkunft und würden glatt noch mal an so einem Projekt teilnehmen, wie sie sagen. So viel Spaß habe es gemacht.

Es sei auch überhaupt nicht schwer gewesen, in der Notunterkunft Leute für das Projekt zu finden, bestätigt Martina Hoffstedt, die für Projektarbeit bei der Awo zuständig ist. Die Jugendlichen aus der Unterkunft mussten kurzfristig gefragt werden, ob sie mitmachen wollen. Eine lange Vorbereitungsphase gab es schon deshalb nicht, weil sie bald in andere Stadtteile umziehen. Die Projektdauer von zwei Tagen sei ideal für alle gewesen, sagt die AWO-Mitarbeiterin.

Schülerinnen und Schüler des Alten Gymnasiums sehe sie im übrigen auch außerhalb des aktuellen Projekts. Einige organisierten dort ihre eigenen Freiwilligenprojekte, erzählt Martina Hoffstedt. Auch die Jugendlichen aus dem AG, die an dem Kunstprojekt teilgenommen haben, waren zu Besuch in der Notunterkunft – einmal zu Beginn des Projekts und dann, um das Bild zu übergeben.

Finanziell unterstützt worden ist das Projekt „Vielfalt in Farbe“ von der Bildungsinitiative der swb. Auf diese Weise konnten die Materialkosten gedeckt werden. Anders wäre eine Umsetzung solcher Projekte auch kaum möglich, gibt Miriam Breckoff zu bedenken.

Liane Janz (Weser-Kurier) ... 21.01.2016

zurück zur Übersicht