Altes Gymnasium Bremen

Von Weisheit und Narrenfreiheit

Einige der theaterbegeisterten Schülerinnen und Schüler des Kurses hätten das Bundesland Bremen bereits 2015  beim Schultheater der Länder in Dresden – dem größten deutschen und europäischen Schultheatertreffen – würdig  vertreten, berichtet der Lehrer Stephan Rudolph, der keine Probleme hatte, die Jugendlichen für das neue Projekt zu gewinnen „Die heute präsentierte Collage sollte nicht nur ein Theaterstück werden, sondern eine Art  Dokumentation eines zeitlich begrenzten Arbeitsprozesses.“

Die Idee kam in der Nachbarschaft gut an. „Schnell  waren vier Bewohnerinnen und ein Bewohner bereit, das Projekt zu unterstützen“, erzählt Anja Bauriedl, die in der  DKV-Residenz arbeitet. Die Beteiligten trafen sich an mehreren Vormittagen, um die Lebenswege von vier  Seniorinnen und eines einzelnen Senioren in einzelne Theaterszenen zu übersetzen. Während der  Entstehungsphase des Stückes nutzten alle die Gelegenheit, um miteinander über das Leben an sich, die Jugend  und das Alter zu diskutieren.

Die Lebensgeschichte von Elisabeth Bargfrede ist von vier Schülerinnen szenisch umgesetzt worden. Wolfgang Michalowsky, der einzige Mann in der Seniorenrunde, sah sich einer besonderen  Herausforderung ausgesetzt: „Da kam eine Schülergruppe  mit dem Thema ,Narrenfreiheit für die Alten’ auf mich  zu. Ich sollte nicht nur meine Meinung dazu äußern, sondern auch noch schauspielerisch mitwirken.“ So ganz  glücklich sei er bei diesem Thema zwar nicht gewesen, „aber die zwei jungen Frauen und die drei ebenso jungen  Männer konnte und wollte ich nicht enttäuschen“.

Wolfgang Michalowsky spielte den Narren aber nicht nur auf der  Bühne, es gab auch mehrere zuvor gedrehte kurze Filmszenen, die ihn unter anderem in den Wallanlagen sitzend  zeigten oder dabei, wie er mit grollendem Gettoblaster durch die Stadtbibliothek zog oder mit Wasserbomben auf  Passanten warf. „Es gibt ja nicht nur die Freiheit des Narren“, betont Wolfgang Michalowsky, „wir kennen ja auch die  ahrheit der Narren.“ Und die Weisheit nehme bekanntlich mit dem Alter zu – „mit dem Wissen, dass wir Alten ja  auch Humor besitzen“.

In einer weiteren Szene traten Eva Hösl und eine Schülerin auf, die Großmutter und Enkelin  darstellten und versuchten, sich gegenseitig das Leben zu erklären. Das Publikum des „Zwei-Generationen- Theaters“ dankte allen mit lang anhaltendem Applaus – und mit Spenden: An dem Abend kamen laut Anja Bauriedl  250 Euro für weitere Projekte Grundkurses „Darstellendes Spiel Q2“ des Alten Gymnasium zusammen. 

Christina Markwort (Weser-Kurier) ... 21.03.2016

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