Altes Gymnasium Bremen

Hochbegabte Schüler an der Uni

Kinder und Jugendliche ab einem Intelligenzquotienten von 130 gelten als hochbegabt, das sind von 100 Schülern zwei. Rechnerisch gibt es damit unter den 70000 Schülern in der Stadt Bremen (Berufsschulen mitgerechnet) etwa 1400 Hochbegabte. Pro Einschulungsjahrgang kommen fast 100 dazu. "Die wenigsten werden allerdings als hochbegabt diagnostiziert", heißt es in der Antwort des Senats.
Seit drei Jahren werden Statistiken am Zentrum für Schülerbezogene Beratung geführt, seitdem wurden 235 Schüler auf Hochbegabung getestet. Wie viele davon tatsächlich einen Intelligenzquotienten über 130 hatten, geht aus dem Papier nicht hervor.
Erst nach der Pubertät stabilisieren sich die Ergebnisse von Intelligenztests. Bei jüngeren Kindern können sie im Laufe der Jahre noch erheblich schwanken. Weil die meisten Testverfahren in unserer Kultur verwurzelt sind und meist stark auf Sprache basieren, droht zudem die Gefahr, dass Kinder aus anderen Kulturen systematisch unterschätzt werden.
Entgegen landläufiger Meinung ecken nur wenige Hochbegabte in der Schule an. 80 bis 90 Prozent kommen nach Angaben des Senats ohne Probleme durch ihre Schulzeit. Sie sind allerdings nicht automatisch gute Schüler. Die Aussagekraft von Intelligenztests für die Schulleistung werde nämlich "von Eltern wie auch von Lehrkräften oft überschätzt", heißt es. Intelligenz sei nur ein Faktor unter mehreren, nach verschiedenen Forschungsstudien soll sie nur ungefähr 25 bis 33 Prozent vom Schulerfolg ausmachen. Wichtige Faktoren seien vor allem Motivation, Anstrengungsbereitschaft sowie das Miteinander in der Schule und in der Familie "und nicht zuletzt auch die Gestaltung des Unterrichts".
In Bremen gibt es derzeit keine Spezialklassen oder -schulen für Hochbegabte, und das soll nach dem Willen der Landesregierung auch so bleiben. Die Einrichtung von Kompetenzzentren für Hochbegabte an Schulen, wie sie in Schleswig-Holstein gerade an weiterführenden Schulen erprobt werden, "führt zu einer Entmischung der Schülerschaft" - so jedenfalls die Sorge in Bremen.
Es komme zudem durchaus vor, dass hochbegabte Schüler im sozialen Miteinander nicht so besonders zurecht kämen. So könnten sie es manchmal nur schwer akzeptieren, dass andere anders sind - zum Beispiel weniger leistungsfähig oder langsamer im Arbeitstempo. "Gerade die dafür notwendigen sozialen Fähigkeiten können im Klassenverband erlernt werden", gibt sich die Bremer Landesregierung überzeugt. "Aus diesem Grund ist eine Einrichtung von Kompetenzzentren für Hochbegabte nicht beabsichtigt."

B.Schneider (Weser-Kurier) ... 30.08.2010

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