Altes Gymnasium Bremen

Häppchenweise Bach und Brecht

Am Eingang führen Lennart, Ruben, Max und Angelo eine szenische Annäherung an "Einer flog über das Kuckucksnest" auf - Szenen, die sie im Fach Darstellendes Spiel erarbeitet haben. Schon die ganze Zeit zeigen die vier immer mal wieder, irgendwo im Gebäude, Ausschnitte aus dem Stück.


"Wir sollen das immer spontan aufführen", erzählt der 15-jährige Lennart aus Findorff. Angelo gefällt das Fach Darstellendes Spiel wesentlich besser als die musischen Schulfächer. Da kann man sich auch mal ungestraft zum Deppen machen. "Man lernt auch Selbstvertrauen", erklärt der 18-Jährige aus Huchting warum man aus diesem Fach profitiert.
Die Aufführungen, Ausstellungen und Konzerte der Schüler wurden nicht speziell für diesen Nachmittag einstudiert. Sie sind eine Präsentation der schulischen Arbeiten. "Die Idee ist, dass man etwas aus dem Unterricht zeigt", erklärt der Lehrer Heinrich Lintze, der im Steintor wohnt. Häufig finden gute Projekte außerhalb des jeweiligen Klassenzimmers keine Beachtung. Das "Miniaturenfestival" bietet ihnen eine Plattform, gesehen zu werden.
"Wir proben im Hinblick auf Konzert", erzählt der Musiklehrer Stephan Rudolph. Er dirigiert die Bläserklasse der Jahrgangsstufe 6 durch ihr Konzert. Dreimal die Woche proben die 30 Schülerinnen und Schüler gemeinsam.
Zusätzlich haben sie in kleinen Gruppen einmal die Woche Unterricht bei einem Instrumentenlehrer. "Die Idee ist, dass sie sehr gut lernen sozial zusammenzuarbeiten", sagt Stephan Rudolph über das Konzept hinter den Musikklassen.
Der sorgsame Umgang mit den Instrumenten soll auch das Verantwortungsbewusstsein der Kinder schulen. Neben einem Bach Choral standen an diesem Spätnachmittag das afrikanische Volkslied Kumbaya und ein japanisches Volkslied auf der Set-Liste der Klasse.
Ganz ohne musikalische Vorkenntnisse sind die Kinder nicht in diesen Unterricht gekommen. "Ich habe vorher noch Geige gespielt", erzählt Till aus Grolland. In der Bläserklasse spielt der Elfjährige eine der Klarinetten - was ihm viel Spaß macht.
"Wir durften so Wünsche abgeben", berichtet Charlotte von der Verteilung der Instrumente im Sommer 2009. Eigentlich hatte sich die Elfjährige aus Findorff gewünscht, Saxophon zu spielen. Bekommen hat sie aber die Querflöte. Auch damit ist sie sehr zufrieden - nicht nur weil die Querflöte viel leichter zu transportieren ist.
Während die sechste Klasse ihr Konzert gibt, spielen einige Räume weiter Josephine, Charlotte und Clara Szenen von Bertolt Brecht. "Das war das erste Mal, dass ich mich so intensiv mit Brecht befasst habe", sagt die 18-jährige Josephine aus Borgfeld über die Arbeit an dem Stück. "Das ist jetzt ein ganz neuer Zugang, wenn man selbst interpretieren darf", sagt die 18-jährige Clara aus Schwachhausen begeistert über die Arbeit an dem Stück. Auch Charlotte aus Achim hat die Auseinandersetzung mit Brecht gefallen. "Man konnte das sehr gut kombinieren - eigenes und das Wesentliche von ihm", findet die 18-Jährige.

S.Rixman (Weser-Kurier) ... 14.10.2010

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