Vorbemerkung:
Beim folgenden Referat muss berücksichtigt werden, dass von den Verantwortlichen
für Öffentlichkeitsarbeit nur begrenzt Datenmaterial zum GAP
zur
Verfügung gestellt wird. Die vorhandenen Daten sind oft widersprüchlich
oder es ist deutlich erkennbar, dass das Projekt nur positiv dargestellt
werden soll. Die vorhandenen Quellen beinhalten oft unterschiedliche Zahlen
und Angaben. Vor allem die aktuellen Zahlen sind sehr unterschiedlich,
deshalb werden im Referat hauptsächlich ältere Zahlen für
Vergleiche benutzt, da nur diese einen relativ sicheren Wirklichkeitswert
haben.
Topographie:
Das Südostanatolienprojekt bezieht sich auf acht Provinzen der Türkei.
Diese acht Provinzen haben eine Größe von ca.75000km²,
die etwa 10% der Gesamtfläche der Türkei ausmachen. Sie befinden
parallel zur syrischen Grenze, also südlich des östlichen Taurus-Gebirges.
In der Türkei entspringen
die Flüsse Euphrat und Tigris. Der Euphrat fließt zunächst
durch den Westen der Türkei, dann durch Südostanatolien, Syrien
und den Irak und mündet schließlich im persischen Golf. Die
Länge des Euphrats beträgt 2.320km. Davon entfallen auf die
Türkei 445km, auf Syrien 675km und auf den Irak 1.200km. Die Quelle
des Tigris befindet sich in Ostanatolien und fließt von dort in
den Irak, wo er, ebenso wie der Euphrat, im persischen Golf mündet.
Der Tigris hat eine Länge von 1656km, von denen 300km auf die Türkei
und 1.358km auf den Irak entfallen. Ca.100km vor dem persischen Golf fließen
Euphrat und Tigris zusammen. Der neue Fluss, der aus diesem Zusammenfluss
entsteht, ist der Schatt al-Arab.
Der europäische Teil der Türkei, besteht aus welligen und fruchtbaren
Ebenen, die von niedrigen Bergen umgeben sind. Anatolien, das sich auf
dem asiatischen Kontinent befindet, wird von langen Gebirgszügen
durchzogen, die durch tiefe Täler getrennt werden. An der Küste
allerdings, flachen die Gebirge ab. Weiter zum Osten hin, steigt das Land
stetig zu einem Hochland an.
Syriens Mittelmeerküste erstreckt sich von der Türkei bis zum
Libanon. Dieser Küstenstreifen ist dicht besiedelt und eines der
fruchtbarsten Gebiete des Landes. Landeinwärts erstreckt sich von
der Küste ein Gebirge, dessen Mittelpunkt der Djebel, der höchste
Berg Syriens, ist. Der Euphrat durchzieht das Land im Südosten. Weiter
südlich geht das steppenhafte Land in die syrische Wüste über.
Im Südwesten des Iraks befindet sich die syrische Wüste, während
der Nordosten des Landes gebirgig ist. Dazwischen liegt das fruchtbare
Becken von Euphrat und Tigris. Die beiden Flüsse fließen parallel
zueinander in Richtung persischem Golf, vor dem sie zum Schatt al-Arab
zusammenfließen. Am Schatt al-Arab entstanden Deltaflüsse,
die zu einer Versumpfung des Gebietes führten. Die Größe
dieses Sumpfgebietes beträgt je nach Jahreszeit zwischen 8.300km²
und 28.500m².
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Bodenbedeckung:
Die Küsten der Türkei sind von dichten Wäldern bedeckt.
Das Landesinnere wird von Steppen durchzogen. In Südostanatolien
findet man weite Ebenen,
ohne Pflanzen. Dort sind die Böden aufgerissen und endlose Flächen
ockergelber Landschaft sind vorhanden.
Die Mittelmeerküste und die Gebirge Syriens sind von Buschwerk bedeckt.
Im Südosten dagegen, sind ausschließlich Wüstenpflanzen
zu finden. Der Norden ist mit trockenem Grasland bedeckt.
Die nordöstlichen Gebirge des Iraks sind überzogen mit Buschwerk.
Im Westen des Landes dagegen, findet man Steppen. In diesen Steppen wachsen
dornige und salzhaltige Pflanzen. Weiden und Pappeln säumen die Flussufer,
während Riedgras und Schilf in dem Sumpfgebiet von Euphrat und Tigris
wachsen.
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Das Klima:
Südostanatolien liegt in den Subtropen. Dort herrscht ein typisches
Kontinentalklima mit heißen, trockenen Sommern und kalten, regnerischen
Wintern. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 16,3°C. Dabei beträgt
die Höchsttemperatur bis zu 47,6°C und die Tiefsttemperatur bis
zu -24,2°C. Von
Oktober bis April fallen die meisten Niederschläge in der Region.
In Syrien ist es das gesamte Jahr über relativ trocken. Die Sommer
sind heiß und ohne Regen, die Winter sind, entsprechend dem kontinentalen
Klima, kalt. Im Sommer gibt es häufig Dürreperioden, wobei gleichzeitig
heiße und trockene Kamsin-Winde von der Wüste her wehen. Der
stark variierende Regen fällt nur zwischen September und Mai im westlichen
Hochland.
Der Irak liegt ebenfalls in den Subtropen. Die Sommer im Euphrat-Tigrisbecken
sind heiß und feucht. Die Winter von Oktober bis Mai sind dort kühler,
aber ebenfalls feucht. Im Nordosten des Landes ist es das ganze Jahr über
kühler mit mehr Niederschlägen.
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Soziale Struktur:
Das soziale Gefüge wird in der GAP-Region noch immer sehr stark
durch das Stammesleben beherrscht. In den Städten dagegen lässt
es mehr und mehr nach. In Südostanatolien liegt die Geburtenrate
überdurchschnittlich hoch. In den Jahren von 1970 bis 1990 hat sich
die Bevölkerung fast verdoppelt. Doch gleichzeitig ist die Säuglins-
und Kindersterblichkeit, aufgrund schlechter medizinischer Versorgung,
in dieser Region sehr hoch. (Eine Frau hat hier durchschnittlich sieben
Kinder). Die Bevölkerung in den GAP-Provinzen lebt jeweils etwa
zur Hälfte in Städten oder auf dem Land.
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Bildungsstand:
Die GAP-Region zählt zu einer der ärmsten und unterentwickelten
Regionen des Landes. Hier liegt die Analphabetenrate weit über dem
Durchschnitt des übrigen Landes. 1990 betrug die Rate durchschnittlich
39,5% in der Region. (Der Anteil der Männer betrug 24,4%, der
Anteil der Frauen dagegen ganze 55,2%). In den Städten liegt
die Rate der Analphabeten weit unter der, auf dem Land. Hierfür gibt
es verschiedene Gründe.
- In den Dörfern sind zu wenig Schulen vorhanden, sodass viele
Kinder gezwungen sind, Schulen in benachbarten Dörfern zu besuchen.
Im Winter ist es allerdings nicht möglich, da die Straßen
häufig durch Schnee versperrt sind.
- Ein weiterer wichtiger Grund ist der Lehrermangel aufgrund des niedrigen
Bildungsstandes in Südostanatolien. In den meisten Dorfschulen
muss ein Lehrer alle Grundschulklassen gleichzeitig betreuen, sodass
auf einen Lehrer in der Region etwa 335 Schüler fallen.
- Außerdem müssen einige Schulen wegen kriegerischen Auseinandersetzungen
schließen. Wegen diesen Auseinandersetzungen fliehen viele Menschen
vom Land in die Stadt, weshalb sich auch dort die Schulsituation verschlimmert.
- Ein weiteres Problem ist die Sprachbarriere zwischen Schülern
und Lehrer. Die Kinder in der GAP-Region sprechen, wie ihre Eltern kurdisch
oder arabisch. Die Lehrer sprechen allerdings nur türkisch. Selbst
wenn einer von ihnen kurdisch könnte, verbietet die Regierung den
Lehrern dennoch, kurdisch zu sprechen.
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Gesundheit:
Die ärztliche Versorgung ist ähnlich katastrophal, wie der
Bildungsstand in Südostanatolien. Die Mediziner arbeiten lieber in
den großen Metropolen, da
man dort bessere Verdienstmöglichkeiten hat und einen höheren
Lebensstandard gewohnt ist, als in den Dörfern. Außerdem sind
die Gründe des Ärztemangels gut vergleichbar mit denen des Lehrermangels.
In der Region entfallen auf 91000 Menschen ein Krankenhaus, auf 775 Menschen
ein Krankenbett, auf 4247 Menschen ein praktischer Arzt und auf 3339 eine
Krankenschwester. Aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung sterben
viele Menschen der GAP-Region an Krankheiten, die normalerweise sehr leicht
heilen. Zum Beispiel sterben viele Frauen, die ihr Kind unter primitiven
Umständen entbinden müssen. Die meisten Säuglinge sterben
aufgrund von Durchfall. Infektiöse Krankheiten sind in der Region
überdurchschnittlich hoch verbreitet. Zu diesen Krankheiten gehören
unter anderem auch Scharlach und Gelbsucht.
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Die Landwirtschaft:
Die Landwirtschaft ist einer der Hauptfaktoren in der türkischen
Wirtschaft. Die Haupterzeugnisse sind Weizen, Reis, Baumwolle, Tee, Tabak,
Haselnüsse
und Obst. In der Viehzucht sind Schafe vor Ziegen führend. Daher
zählt die Türkei zu den Hauptwollerzeugern in Europa. Zwei Drittel
der Bewohner der GAP-Region sind in der Landwirtschaft tätig. Allerdings
gibt es einige Agrarsoziale Probleme in der Region, denn ca.40% der Bauern
besitzen kein eigenes Land und 40% der Betriebe, die von Kleinbauern bewirtschaftet
werden, haben nur eine Fläche von nicht einmal 5 Hektar. Dies hat
zur Folge, dass viele Kleinbauern in die Städte abwandern, da dort
die Chancen auf einen Arbeitsplatz besser stehen. Ein weiteres Problem
für die Bauern besteht darin, dass 70% des Landes Staatseigentum
sind und nur verpachtet werden. Die 40% derjenigen, die keinen eigenen
Boden besitzen, müssen als Tagelöhner bei Großgrundbesitzern
arbeiten. Damit nicht zu viele Kleinbauern in die Städte abwandern,
wird für sie seit 1973 Hilfe gefordert. Dies schließt vor allem
technische Beratung und Kredithilfe ein. [Aber auch eine gesicherte Regelung
der Pachtverhältnisse und eine Beschränkung des Landbesitzes
im Bewässerungsland.] Allerdings sind alle diese Forderungen gescheitert.
Großgrundbesitzer haben im Gegensatz zu den Kleinbauern alle finanziellen
Mittel, die sie benötigen, um sich Bewässerungsland anzueignen.
Da die Großgrundbesitzer aber nicht die modernsten Maschinen besitzen,
versucht die türkische Regierung ausländische Investoren mit
Nachlässen bei z.B. Zoll und Steuern anzulocken. Aus diesen Bemühungen
der Regierung kann man das Fazit ziehen, dass nur die Großgrundbesitzer
und ausländische Investoren aus dem GAP-Projekt einen Gewinn erzielen
können. Außer ihnen natürlich auch noch die Regierung
der Türkei. Denn bis 2005 sollen 80 Millionen Menschen aus der eigenen
Landwirtschaft ernährt werden und gleichzeitig soll noch ein Überschuss
für den Export gewonnen werden. Die Probleme, die für die Kleinbauern
direkt auftreten, sollen am Beispiel der Harrahn-Ebene gezeigt werden.
Die Harrahn-Ebene ist eines der heißesten Gebiete Südostanatoliens.
Durch das Bewässerungsprojekt kann die Ebene besser genutzt werden
und soll "Korn-Kammer des Orients" werden. Das würde unter
anderem bedeuten, dass
die Türkei den Absatzmarkt des nahen Ostens für sich gewinnen
würde, denn durch das Wasser des Euphrats hätten die Bauern
mehr Möglichkeiten, in dem was sie anbauen könnten und es wäre
sogar möglich, den "Wasserfresser"-Baumwolle anzubauen.
Noch wird in der Harrahn-Ebene Trockenfeldbau betrieben. Die Ernte ist
von den seltenen Regenfällen abhängig, was bedeutet, dass Erträge
oft schwanken, wenn in den Wintermonaten zu wenig Niederschlag fällt.
Außerdem wird mit Tiefenbrunnen bewässert. Diese sind etwa
70m tief. Da der Grundwasserspiegel sinkt, sind die Leute auf Tiefenbrunnen
angewiesen. Die Bauern, die in der Harrahn-Ebene leben, sind zu Spezialisten
im Trockenfeldbau geworden. Sobald der Trockenfeldbau durch Bewässerungswirtschaft
ersetzt werden wird, müssen die Bauern viel lernen. Und außerdem
müssen sie einige neue Maschinen anschaffen, für die das Geld
fehlt. Die Regierung möchte Kurse anbieten, damit die Bauern sich
auf den Bewässerungsanbau umstellen können. Allerdings stößt
man hier wieder auf das Bildungsproblem der GAP-Region. Die Kurse würden
auf türkisch abgehalten werden, das die Bauern nicht verstehen, weshalb
die sie nicht in der Lage sein werden, Bewässerungswirtschaft zu
betreiben und die Großgrundbesitzer und die ausländischen Investoren
das "große Geld" verdienen werden. Die Regierung hat ausgerechnet,
dass bei Bewässerungswirtschaft siebenmal mehr Arbeitskräfte
benötigt werden, als zur Zeit in der Ebene leben. Allerdings werden
vor allem Arbeiter benötigt, die lesen, schreiben und türkisch
sprechen können. Dies bedeutet, dass die Bauern der Harrahn-Ebene
bestenfalls als Tagelöhner arbeiten können, wenn das Projekt
seinen Lauf nimmt.
Für Syrien hätte der Entzug des Euphratwassers für die
Landwirtschaft erhebliche Folgen. Zu den Hauptanbauprodukten Syriens gehören
Baumwolle, Zitrusfrüchte, Oliven und Weizen. Nur im Nordosten des
Landes ist Regenfeldbau möglich. Allerdings ist es ein Nachteil,
dass die Ernte von den variierenden Niederschlägen anhängig
ist. Mit genügend Wasser aus dem Euphrat, könnte man sogar das
Land der syrischen Wüste landwirtschaftlich
betreiben, aber schon jetzt fehlt das Wasser, damit die Landwirtschaft
ein ausreichendes Bruttoinlandsprodukt erreichen kann. Syriens Regierung
will eine Intensivierung der bisherigen Flächen erreichen, was bedeutet,
dass man bis zu drei Ernten, statt nur einer erzeugen kann. Dies wäre
aber nur bei einer Umstellung von Trockenfeldbau auf Bewässerungsanbau
möglich. Syrien bezieht 85% seines Oberflächenwassers aus dem
Euphrat. Die Landwirtschaft wird bis 2005 jeden Tropfen Wasser benötigen,
damit die Nahrungsmittelproduktion für die Bevölkerung sichergestellt
werden kann. Allerdings bliebe dann kein einziger Tropfen Wasser für
die Industrie oder für den normalen Alltag im Haushalt. Dies steht
allerdings unter der Voraussetzung, dass die Menge, des vom Euphrat getragenen
Wassers, sich nicht verringert. Doch es steht schon fest, dass Syrien
40% des Euphratwassers durch das Projekt einbüßen wird.
Die Hauptanbauprodukte des Iraks sind Baumwolle, Datteln, Weizen und
Reis. Die Nutzfläche des Landes beträgt 12,7%. Diese 12,7% befinden
sich an den Ufern von Euphrat und Tigris, weshalb mehr als die Hälfte
der Nutzfläche bewässerungswirtschaftlich genutzt wird. Doch
auch die Landwirtschaft des Iraks ist nicht ausreichend genug. Die Regierung
verbot privaten Getreidehandel und zahlt den Erzeugern Festpreise. Durch
das Südostanatolienprojekt wird der Irak 80 bis 90% des Euphratwassers
einbüßen müssen. Der einzige Trost ist für den Irak
das Vorhandensein des Tigris.
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Das Projekt:
Nachdem im Jahre 1923 die Republik Türkei ihr heutiges Staatsgebiet
erlangt hatte, zeigte sie mehr und mehr Interesse an Kurdistan, wo man
die Ressourcen für eine unabhängige Wirtschaftspolitik sah.
Die Türkei beschloss, eine gezielte Energiepolitik zu betreiben und
es entstand die Idee, die Wasserkraft
von Euphrat und Tigris zu nutzen. In den 30er Jahren entwickelten sich
die ersten Vorstellungen zum Südostanatolien-Projekt, kurz GAP (Güneydogu
Anadolu Projesi) genannt. Mit der Realisierung einer kleineren Ausführung
des GAPs, des "Unteren-Euphrat-Projekts", wurde in den 60er
Jahren begonnen, um den Euphrat maximal auszunutzen.
Die gigantische Planung des Südostanatolien-Projektes wurde in Zusammenarbeit
von der türkischen Projektplanungsfirma Yüksel Proje A.S. und
einer japanischen Firma erarbeitet. Hierbei entstand der so genannte "Masterplan".
Er gilt als Leitfaden für die türkische Verwaltung und das GAP-Management.
Ende der 70er Jahre begann man, nachdem bereits einige kleinere türkische
Staudammprojekte an Euphrat und Tigris verwirklicht worden waren, mit
der Umsetzung des GAP.
Das GAP ist das größte Investitionsprojekt in der Geschichte
der Türkei und eines der größten Entwicklungsprojekte
im nahöstlichen Raum. Es sieht den Bau von (ursprünglich
12, inzwischen) 24 Staudämmen und 17 Hydroelektrizitätswerken
an den türkischen Flüssen Euphrat und Tigris und deren Nebenflüssen
vor. Durch das Projekt sollen 1,8 Mio. Hektar Land bewässert und
22 Mio. kWh hydroelektrische Energie (bzw. 8.000 Megawatt Strom)
erzeugt werden. Außer diesen Hauptzielen ist beabsichtigt, eine
Region zu befrieden, die in den letzten Jahren Schauplatz kriegerischer
Auseinandersetzungen war. So soll die wirtschaftliche Entwicklung der
kurdischen Provinzen zur "nationalen Einheit" der Türkei
beigetragen werden.
Durch das GAP sollen vorrangig vier Ziele erreicht werden:
Diese Ziele werden in einem späteren Teil des Referates
noch genauer erläutert.
Die 24 Staudämme und 17 Hydroelektrizitätswerke sind in 13
Teilprojekte aufgeteilt, welche innerhalb von gut 30 Jahren geplant und
etappenweise fertig gestellt werden. Die Vollendung aller Anlagen ist
bis zum Jahre 2015 vorgesehen. Allerdings stehen die einzelnen Staudammprojekte
technisch nicht in einem Zusammenhang, so dass sie einzeln und voneinander
unabhängig gebaut werden können.
Teilprojekte des GAP, geplante Energieproduktion und
Bewässerungsflächen:
Fertig gestellt und in Betrieb genommen wurden bisher 3 der 13 Teilprojekte:
Das "Untere-Euphrat-Projekt" (welches allerdings separat
geplant und fertig gestellt wurde) mit dem Keban-Damm (1974),
der Karakaya-Damm (1987) und der Atatürk-Damm mit dem dazugehörigen
Elektrizitätswerk (1992).
Der Masterplan unterteilt die geplante Entwicklung der Region noch einmal
in drei so genannte Entwicklungsphasen:
- Die erste Phase beinhaltet die Planungen bis zum Jahre 1994, die aber
bereits nicht eingehalten werden konnte:
- Vollendung der laufenden Projekte
- Information über die Bedeutung besserer Landwirtschaftserzeugnisse
und Anbaumethoden
- Vorführung von neuen industriell angebauten Produkten
- Ständiges Wachstum der Konsumgüter-Industrie
- Maßnahmen zur Verbesserung der Wasservorräte in den
großen Städten
- Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten
- Die zweite Phase (1995-2004) soll ökonomische Umstrukturierung
und ein ständiges Wachstum bewirken:
- Fertigstellung aller vorrangigen Kraftwerke und Bewässerungsanlagen
- Intensivierung des Landgebrauchs (Viehhaltung, Geflügelzucht,
Gewächshäuser)
- Ausweitung neuer Agroindustrien
- Weitere Entwicklung der städtischen Infrastruktur
- Infrastrukturentwicklung von "strategischer" Bedeutung
(Autobahnen, Eisenbahnstrecken, Gewerbegebiete, internationaler
Flughafen)
- Die dritte Phase (geplant ab 2005) soll ein stabiles Wachstum
fördern durch:
- aktive Privatinvestitionen in Infrastruktur- und Dienstleistungsbereich
- besondere Dienstleistungsangebote in den städtischen Zentren
(Konferenzen, Hochschulausbildung, internationaler Tourismus)
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Finanzierung
der einzelnen Projekte
|
Projekt
|
Gesamtfinanzbedarf
In Mrd. TL*
|
Fremdfinanzierung
(in 1000 US-$)
|
Zeitraum der Fertigstellung
|
Atatürk-Damm und HEW |
108.409 |
933.239 |
1975-96
|
Karakaya-Damm und HEW |
93.000 |
736.135 |
1971-91
|
Kralkizi-Dicle-Projekt
(Energie+Bewässerung)
|
32.445 |
69.000 |
1981-99
|
Batman-Projekt (Energie+Bewässerung) |
12.011 |
30.766 |
1985-98
|
Cinar-Göksu-Projekt (Bewässerung) |
1.407 |
17.755 |
1986-95
|
Camgazi-Damm |
1.886 |
22.000 |
1986-97
|
Insgesamt |
249.158
|
1.808.895
|
|
* = Angaben zur Gesamtfinanzierung beruhen auf
dem Investitionsprogramm für das Jahr 1995
(59.800 TL = 1 US-$)
HEW = Hydroelektrizitätswerk.
|
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Die einzelnen Projektziele
des Südostanatolien-Projektes
- Verbesserte Landnutzung
Die Landwirtschaft stellt in der Türkei den wichtigsten Wirtschaftssektor
dar. Hier sind mehr Einwohner beschäftigt (ca.45%, 1995),
als in jedem andern Sektor der Türkei, wie beispielsweise der Industrie(15,5%).
In der GAP-Region ist der Anteil noch höher; hier leben ungefähr
67% (1990) der Einwohner von der Landwirtschaft. Die Überschüsse
aus der landwirtschaftlichen Produktion werden hauptsächlich für
den Export ins Ausland oder die Versorgung der westtürkischen Industriezentren
verwendet. Allerdings kommen die hieraus erzielten Gewinne nicht der
Region zugute, sondern werden in gewinnträchtige Geschäfte
im Westen der Türkei angelegt. Diese Tatsache wirkt sich deutlich
negativ für die wirtschaftliche Entwicklung der GAP-Region und
diese selber aus. Die GAP-Region ist eine sehr trockene Gegend, in welcher
jeder Niederschlag genutzt werden muss. Die Niederschläge fallen
hier hauptsächlich im Winter. Im April gibt es zusätzlich
eine Feuchtigkeitsperiode, die sehr wichtig ist, da sonst Dürregefahr
droht. Durch die Landbewässerung des GAPs ist die Bevölkerung
auf diese Feuchtigkeitsperioden nicht mehr so stark angewiesen. Ca.
34,7% der Gesamtfläche der GAP-Region sind für diesen bewässerten
Feldbau geeignet.
Weitere Ziele im Bereich der Landnutzung sind die Ertragssteigerung
durch die geregelte Bewässerung sowie die Mechanisierung in der
Landwirtschaft, welche in der GAP-Region im Vergleich zum Rest der Türkei
noch sehr unterentwickelt ist. Diese Faktoren, sowie eine Erweiterung
der Produktpalette, sollen zu einer Erhöhung des Einkommens in
den ländlichen Gebieten führen. Zudem soll sich die Ertragssteigerung
sowie die Erhöhung der Futterpflanzenmenge positiv auf die relativ
schlechte Versorgung des Viehs in der Region auswirken und damit Fleisch-
und Milchproduktion in Qualität und Quantität verbessert werden.
- Ansiedlung von Industriezentren
Der Masterplan sieht vor, dass Anregungen zur wirtschaftlichen Entwicklung
der GAP-Region geschaffen werden. Gerade einmal 5% der Beschäftigten
der Region arbeiten in der Industrie. Um die Entwicklung anzuregen,
sollen für Erziehung, Ausbildung sowie technischen Fortschritt
Anreize geschaffen werden und damit das Ansehen und der gesellschaftliche
Wohlstand der GAP-Region erhöht werden. Durch Beschäftigungsfelder
mit höheren Einkommen sollen die Einkommensdifferenzen zwischen
den Regionen abgebaut werden. Zudem sollen durch einen Förderungsplan
Industriebetriebe angelockt werden. Die Türkei möchte Maßnahmen
wie Zollfreiheit für importierte Investitionsgüter und Steuervergünstigungen
ergreifen.
Ungefähr 70% des Landes sind Staatseigentum, welches verpachtet
wird. Dieses Land soll nun hauptsächlich an ausländische Investoren
verpachtet werden. Die Türkei wirbt für diese Flächen
mit dem Hinweis, dies sei der einfachste Zugang zum türkischen
Markt, Investitionen könnten bereits mit geringen Mitteln getätigt
werden und die Arbeitskraft in der Region sei billig und die Nachfrage
nach Arbeit groß.
- Steigerung der Energieproduktion
Bisher hat die Türkei nur etwa 12% der möglichen Energiegewinnung
ausgenutzt und musste so, um ihren Energiebedarf zu decken, 30-40% ihres
Bedarfs an elektrischer Energie importieren. Diese Tatsache veranlasste
das Land zu einem neuen Energiewirtschaftsplan. Allein durch die GAP-Staudämme
sollen, nach der Fertigstellung aller hydroelektrischen Kraftwerke an
Euphrat und Tigris, zukünftig zusätzlich zu den schon vom
Land produzierten 60-70%, über 50% des Energiebedarfs der Türkei
gedeckt werden. Das Land strebt hiermit nicht nur eine energiepolitische
Unabhängigkeit an, sondern hofft auch, in Zukunft die überschüssige
Energie exportieren zu können.
- Förderung des Tourismus
Im Gebiet zwischen dem Hochgebirge und dem Atatürk-Stausee soll
eine Tourismus-Industrie aufgebaut werden. Es sollen Hotels, Restaurants,
Erholungseinrichtungen sowie ein Touristeninformationszentrum für
in- und ausländische Touristen entstehen.
- Trinkwasserversorgung
Die Trinkwasserversorgung in der GAP-Region ist außerordentlich
unzureichend. 1987 verfügten über 40,6% der ländlichen
Gebiete über keine eigenen Trinkwasserquellen. Auch in den Städten
ist zu wenig Trinkwasser vorhanden, wobei das vorhandene Wasser teilweise
stark verschmutzt ist.
Das GAP soll eine Trinkwasserversorgung sicherstellen. So sollen in
den ländlichen Gebieten Projekte zur Gewinnung von Trinkwasser
(welches in 80-120m Tiefe vorhanden ist) beendet werden können,
sowie in den Städten Trinkwasseraufbereitungsanlagen finanziert
werden.
- Hochwasserschutz
Bei starken Niederschlägen kommt es in der Türkei
immer wieder zu Hochwasser, welches Siedlungen, Ackerflächen und
Verkehrsverbindungen gefährdet. Die Staudämme sollen nun den
Hochwasserschutz übernehmen.
- Die "Friedenspipeline"
Die Türkei ist das einzige Land im Nahen Osten, welches einen Wasserüberschuss
besitzt. In vielen benachbarten arabischen Ländern herrscht Wassermangel.
Im Rahmen von GAP soll eine über 2000km lange Wasserpipeline bis
in den Osten Saudi-Arabiens gebaut werden. Fast 7 Mio. Kubikmeter Wasser
will die Türkei pro Tag durch diese Pipeline exportieren. Dieses
Projekt bereitet allerdings viele politische Schwierigkeiten, zu denen
die Angst der arabischen Staaten vor einer Erpressbarkeit durch die
Türkei kommt. Der Bau einer Wasserpipeline würde vermutlich
erst Jahre gegenseitiger vertrauensvoller Zusammenarbeit auf anderen
Gebieten voraussetzen. Die genaue Planung ist daran bisher gescheitert.
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Planungsmängel des
GAPs
Bei der Planung des Südostanatolien-Projektes sind viele Tatsachen
nicht beachtet oder bedacht worden. So zum Beispiel der Mangel an qualifiziertem
Fachpersonal in der Türkei und die ungeklärten Zuständigkeiten
in der Verwaltung. Die japanisch-türkischen Ersteller des Masterplans
haben nur wenig Kontakte zu fachlich kompetenten Wissenschaftlern oder
zu landwirtschaftlichen Versuchsanstalten aufgenommen. Zudem sind an der
Planung und Ausführung des Projektes zahlreiche Behörden und
Institutionen beteiligt, die teilweise unkoordiniert und sogar gegeneinander
arbeiten. So sind zum Beispiel über 100 Organisationen im Bereich
der Umsiedlung aktiv. Es wurde außerdem mit dem Projekt angefangen,
ohne die Finanzierung sicherzustellen. Viele Einzelprojekte können
deshalb nicht begonnen werden. Alternativen, das GAP-Projekt von nun an
anders zu gestalten, sind nicht entwickelt worden. Das GAP soll um jeden
Preis so realisiert werden, wie es im Plan steht.
Staudamm
|
Zahl der betroffenen Dörfer
|
Betroffene Menschen
|
Hacihidir |
3
|
3.446
|
Hancagiz |
6
|
750
|
Karakaya |
105
|
44.329
|
Atatürk |
144
|
100.906
|
Kralkizi |
13
|
9.355
|
Batman |
13
|
15.511
|
Dicle |
16
|
19.584
|
Ilisu |
36
|
25.584
|
Insgesamt |
336
|
219.465
|
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Nutzen des GAPs
- Einnahmen aus der Energiegewinnung
Die Energiegewinnung ist ein Punkt der Nutzen des GAPs, bei welchem
sich ohne Zweifel eine Rentabilität feststellen lässt. Die
Kosten der bisher gebauten Dämme wurden größtenteils
schon wieder erwirtschaftet. Allerdings nur, wenn man den Wert der überfluteten
Ländereien, Dörfer, Straßen und anderer Infrastruktur
bzw. die tatsächlichen und sozialen Kosten der Umsiedlung nicht
berücksichtigt.
1996 wurden so zum Beispiel durch den Karakaya- und den Atatürkstaudamm
19,3 Mrd. kWh Energie erzeugt. Das entsprachen 48% der Stromproduktion
aus Hydroelektrizitätswerken bzw. 20% der gesamten Stromproduktion
des Landes in diesem Jahre.
- Hochwasserschutz
Auch der Hochwasserschutz ist eine positive Folge des GAPs. Zwar kommt
es an den Flüssen Euphrat und Tigris wesentlich seltener zu Hochwasser
und Überschwemmungen als an anderen Flüssen, aber dieses seltene
Ereignis kann nun durch die Staudämme verhindert werden, ebenso
wie die jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserspiegels.
- Verbesserung der Einkommensverhältnisse
Die Verbesserung der Einkommensverhältnisse ist eines der wichtigsten
Ziele der GAP-Planung. Sie ist unverzichtbar für die soziale und
wirtschaftliche Stabilisierung der Region und den Aufbau moderner wirtschaftlicher
Strukturen.
- in der Landwirtschaft
Einige Landbesitzer hatten von dem Projekt Nutzen und es stellte
sich teilweise Wohlstand ein, doch die Einkommensunterschiede zwischen
den Landbesitzern und den Landlosen wurden und werden damit immer
größer. Es fehlt eine Landreform sowie eine umfassende
finanzielle Unterstützung für die Vergrößerung
und Modernisierung kleinerer Betriebe. So hat nur eine Minderheit
der Bevölkerung Nutzen von dem Projekt.
- in Handel und Gewerbe
In Handel und Gewerbe wird sich eine Steigerung einstellen. Die
Umstellung und Intensivierung der Landwirtschaft bringt den Einsatz
von sehr viel Düngemitteln, Pestiziden und Maschinen wie Traktoren
mit sich. Dies wird den Markt um solche Dinge erweitern und den
Handel steigern. Zudem sind nun neue Gewerbe zum Beispiel für
Maschinenwartung und Reparaturen nötig. Insgesamt ist hier
durch die steigende Nachfrage eine Einkommensverbesserung zu erwarten
(auch in anderen Handelsbereichen, wie in denen der Lebensmittel-
und Verbrauchsgüter).
- in der Industrie
In der GAP-Region wird sich die Zahl der in der Industrie Beschäftigten
erhöhen und es wird damit Auswirkungen auf das Lohngefüge
geben. Doch es ist noch nicht abzusehen, ob sich dies positiv auswirkt.
Es gibt im GAP-Gebiet einen Überschuss an ungelernten Arbeitskräften,
was in der Regel zu einer Senkung der Löhne führt. Genau
dies ist im Bereich der Industrie zu befürchten.
-
Aufbau einer Industrie
Die Industrialisierung der Region ist ein weiterer Nutzen des GAP.
Eine besonders positive Entwicklung fand in der Stadt Urfa statt,
der so genannten "Hauptstadt des GAP".
Aufteilung der neu errichteten Fabriken
in Urfa nach Sektoren
|
Sektoren |
1967-80
|
1981-90
|
1991-96
|
Gesamt
|
Baumwolleverarbeitung |
1
|
7
|
18
|
26
|
Lebensmittel |
5
|
5
|
8
|
18
|
Andere |
3
|
6
|
10
|
19
|
Insgesamt |
9
|
18
|
36
|
63
|
Quelle: Informationsbroschüre des OSB
(Organisiertes Industriegelände) Urfa, August 1996.
|
Die Entwicklung der Industrie erfolgte wie oben dargestellt sehr schnell,
allerdings gibt es immer noch einige Probleme, mit denen die Industrie
in dieser Region zu kämpfen hat. So gibt es Finanzprobleme und
trotz der vielen Staudämme (Karakaya, Atatürk) immer
noch Energiemangel. Tagsüber kommt es immer wieder zu Stromausfällen,
was für die Industrie sehr problematisch ist.
- Senkung der Arbeitslosigkeit
Die Senkung der Arbeitslosigkeit ist ebenfalls ein Ziel des GAPs. Im
GAP-Gebiet wurde sie 1997 auf 70% geschätzt. Durch das GAP geht
man von bis zu 3,5 Mio. neuen Arbeitsplätzen in der Region aus,
was bis zu Jahre 2005 verwirklicht werden soll. Jedoch muss man berücksichtigen,
dass sich die Bevölkerung der GAP-Region von 5,1 Mio. auf etwa
10,4 Mio. Einwohner mehr als verdoppeln soll. So wird durch die neuen
Arbeitsplätze grade mal die Wachstumsrate der Bevölkerung
aufgefangen, jedoch wird sich an der Arbeitslosenquote in der Region
kaum etwas ändern. Zweifelhaft ist außerdem, dass die neuen
Arbeitsplätze in der Landwirtschaft den einheimischen Kurden zugute
kommen. Diese kennen sich in der neuen mechanisierten Landwirtschaft
nicht aus und so werden viele Arbeitsplätze Agrarspezialisten vorbehalten
bleiben. Ein Großteil der Bevölkerung wird so lediglich die
Chance haben zum Beispiel als Straßenverkäufer, Autowäscher,
Schuhputzer etc. deutlich niedriger bezahlt zu werden. Ein Wirtschaftssektor,
in dem durch das GAP sicher neue Arbeitplätze entstehen, ist der
Dienstleistungsbereich. Hier besonders im Tourismus in den Bereichen
der Gastronomie, Beförderung etc.
Insgesamt entstehen durch das GAP nicht so viele Arbeitsplätze
wie versprochen und erhofft wurde, da auch viele Arbeitsplätze
zerstört werden, wie zum Beispiel die kleinen Manufakturen mit
vielen Beschäftigten, welche nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Jedoch werden viele angeworbene Fachkräfte neue Arbeit in der GAP-Region
finden.
-
Produktivitätssteigerung und Wertsteigerung
des Bodens
-
Ertragssteigerung
Durch die Bewässerungslandwirtschaft steigert sich der Ertrag
des Bodens. Die Erträge vervielfachen sich, da sich zum Teil
die Anzahl der Ernten pro Jahr erhöht. Die erwartete Steigerung
ist je nach Produkt unterschiedlich stark.
Erwarteter Ertragszuwachs für
die Türkei nach Fertigstellung der GAP-Bewässerung
|
Produkt |
türk.Produktion bisher (in t)
|
erwarteter Ertragszuwachs (in t)
|
Steigerung in %
|
Baumwolle |
580.000
|
685.402
|
118,2
|
Tabak |
177.529
|
18.888
|
10,6
|
Zuckerrüben |
14.308.375
|
4.098.895
|
28,6
|
Ölpflanzen |
1.807.904
|
1.327.820
|
73,4
|
Mais |
1.500.000
|
117.869
|
7,9
|
Reis |
168.000
|
141.838
|
84,4
|
Gartengemüse |
12.398.950
|
3.513.842
|
28,3
|
Futterpflanzen |
4.836.454
|
1.092.898
|
22,6
|
Wein |
3.300.300
|
47.922
|
1,5
|
Pistazien |
23.000
|
66.458
|
288,9
|
Obst |
1.303.900
|
660.019
|
50,6
|
Quelle: Güneydogu Anadolu Projesi,
(Hrsg.) Devlet Planlama Teskilati (DPT),
Ankara 1987, S.8 u. 22.
|
Die Ertragssteigerung in der GAP-Region entwickelt
sich somit eindeutig positiv und wird der ganzen Türkei
Nutzen bringen.
-
Wertsteigerung des Bodens
Der Wert des Bodens erhöht sich durch die Produktivitätssteigerung,
durch die erwartete Industrieansiedlung, die Infrastrukturmaßnahmen
und die zunehmende Verstädterung.
So kostete Anfang 1994 ein Dönüm (türkische
Flächeneinheit) landwirtschaftlich nutzbarer Boden 10
Mio. TL, Ende 1994 kostete das gleiche Stück Land schon 50
Mio. TL. Bis Mitte 1997 stieg der Preis sogar auf 150 Mio. TL
für bewässertes Land! So entstehen zwischen bewässertem
und unbewässertem Land erhebliche Wertunterschiede. Im Jahre
2010 werden die Bewässerungsfelder in den südlichen
Gebieten, in denen es weniger als im Norden regnet, viermal so
viel Wert haben, wie hier die Felder im Trockenfeldbau. Im Norden
wird sich der Wert um das doppelte steigern.
Auch die Immobilienpreise erhöhen sich. So kostete in der
Provinzhauptstadt Urfa eine 4-Zimmer-Wohnung vor der Fertigstellung
des Atatürk-Staudammes etwa 1 Mrd. TL, 1999 kostete sie bereits
5-6 Mrd. TL. Zwar begünstigte die Inflation den Wert, jedoch
ist auch bei deren Berücksichtigung bei den Immobilien eine
starke Wertsteigerung eingetreten.
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Fazit
Die Türkei setzt hohe Erwartungen in das Südostanatolien-Projekt.
Würden all diese Erwartungen erfüllt werden, hätte dieses
in der Tat viele positive Auswirkungen. Doch man muss bedenken, dass der
Masterplan immer nur von den günstigsten Ausgangsbedingungen und
einem optimalen Projektverlauf
ausgeht. Dies ist jedoch nicht realistisch.
Die türkische Regierung ist von dem Erfolg des Projektes überzeugt.
Die negativen Folgen finden keine Berücksichtigung. So wird die Landbewässerung
beispielsweise in den nächsten Jahren den Ertrag des Bodens weiterhin
steigern, jedoch verursacht die intensive Bewässerung stetig eine
Versalzung, die den Boden nach einem gewissen Zeitraum für Jahrzehnte
oder sogar Jahrhunderte unnutzbar machen wird. Dies gilt auch für
andere ökologische, soziale und kulturelle Folgen, deren Kosten nicht
darstellbar sind. Zudem spielte der Mensch bei der Planung des GAPs kaum
eine Rolle. Die Bewohner des Gebietes wurden nie zu dem Projekt befragt.
Das GAP wird rein als politisches Projekt gesehen, dass heißt alle
Entscheidungen fallen in Ankara und nicht einmal die Behörden vor
Ort haben ein Mitspracherecht.
Es kann jedoch nun nicht mehr vollständig aus dem Projekt ausgestiegen
werden, um die schwerwiegenden Folgen zu verhindern. Es kann aber mit
der Energie und allen anderen Rohstoffen sparsamer umgegangen werden.
Die Entwicklung sollte mit dem Ökosystem sowie der Geschichte, der
Kultur und den Fähigkeiten der Menschen in der Region harmonieren.
Es sollte nicht länger gegen die Natur, sondern mit ihr gearbeitet
werden. Es ist kein Ausstieg aus dem Bewässerungsbau gefragt, sondern
ein an die Ökologie und Kultur angepasster Bewässerungsbau.
Die Türkei wird einige ihrer wirtschaftlichen Ziele nicht erreichen
können, jedoch die "inoffiziellen" Ziele wird sie erreichen.
Sie wird durch das Projekt die kurdische Region und ihre Einwohner an
sich binden können. Durch die wirtschaftliche Internationalisierung
will das Land durch das GAP dem Wunsch des Beitrittes in die EU näher
kommen. So ist auch das GAP ein typisches Beispiel für das Bild der
im "Osten weidenden Kuh, die im Westen Milch gibt". Die Türkei
nimmt den Reichtum Kurdistans in Anspruch ohne dafür zahlen zu müssen.
Schon allein aus diesem Grund ist das GAP für die Türkei ein
Vorteil.
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