Das Südost-Anatolien-Projekt (GAP)
Der Starke setzt sich durch

 

Themen:

  1. Topographie
  2. Bodenbedeckung
  3. Klima
  4. Soziale Struktur
  5. Bildungsstand
  6. Gesundheit
  7. Landwirtschaft
  8. Projekt
  9. Finanzierung der einzelnen Projekte
  10. Projektziele
  11. Planungsmängel des GAPs
  12. Tabelle - Umsiedlung
  13. Nutzen des GAPs
  14. Fazit

Staudamm

 

 

Vorbemerkung:
Beim folgenden Referat muss berücksichtigt werden, dass von den Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit nur begrenzt Datenmaterial zum GAP zur Verfügung gestellt wird. Die vorhandenen Daten sind oft widersprüchlich oder es ist deutlich erkennbar, dass das Projekt nur positiv dargestellt werden soll. Die vorhandenen Quellen beinhalten oft unterschiedliche Zahlen und Angaben. Vor allem die aktuellen Zahlen sind sehr unterschiedlich, deshalb werden im Referat hauptsächlich ältere Zahlen für Vergleiche benutzt, da nur diese einen relativ sicheren Wirklichkeitswert haben.

Topographie:

Das Südostanatolienprojekt bezieht sich auf acht Provinzen der Türkei. Diese acht Provinzen haben eine Größe von ca.75000km², die etwa 10% der Gesamtfläche der Türkei ausmachen. Sie befinden parallel zur syrischen Grenze, also südlich des östlichen Taurus-Gebirges. In der Türkei Südost-Anatolienentspringen die Flüsse Euphrat und Tigris. Der Euphrat fließt zunächst durch den Westen der Türkei, dann durch Südostanatolien, Syrien und den Irak und mündet schließlich im persischen Golf. Die Länge des Euphrats beträgt 2.320km. Davon entfallen auf die Türkei 445km, auf Syrien 675km und auf den Irak 1.200km. Die Quelle des Tigris befindet sich in Ostanatolien und fließt von dort in den Irak, wo er, ebenso wie der Euphrat, im persischen Golf mündet. Der Tigris hat eine Länge von 1656km, von denen 300km auf die Türkei und 1.358km auf den Irak entfallen. Ca.100km vor dem persischen Golf fließen Euphrat und Tigris zusammen. Der neue Fluss, der aus diesem Zusammenfluss entsteht, ist der Schatt al-Arab.
Der europäische Teil der Türkei, besteht aus welligen und fruchtbaren Ebenen, die von niedrigen Bergen umgeben sind. Anatolien, das sich auf dem asiatischen Kontinent befindet, wird von langen Gebirgszügen durchzogen, die durch tiefe Täler getrennt werden. An der Küste allerdings, flachen die Gebirge ab. Weiter zum Osten hin, steigt das Land stetig zu einem Hochland an.
Syriens Mittelmeerküste erstreckt sich von der Türkei bis zum Libanon. Dieser Küstenstreifen ist dicht besiedelt und eines der fruchtbarsten Gebiete des Landes. Landeinwärts erstreckt sich von der Küste ein Gebirge, dessen Mittelpunkt der Djebel, der höchste Berg Syriens, ist. Der Euphrat durchzieht das Land im Südosten. Weiter südlich geht das steppenhafte Land in die syrische Wüste über.
Im Südwesten des Iraks befindet sich die syrische Wüste, während der Nordosten des Landes gebirgig ist. Dazwischen liegt das fruchtbare Becken von Euphrat und Tigris. Die beiden Flüsse fließen parallel zueinander in Richtung persischem Golf, vor dem sie zum Schatt al-Arab zusammenfließen. Am Schatt al-Arab entstanden Deltaflüsse, die zu einer Versumpfung des Gebietes führten. Die Größe dieses Sumpfgebietes beträgt je nach Jahreszeit zwischen 8.300km² und 28.500m².

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Bodenbedeckung:

Die Küsten der Türkei sind von dichten Wäldern bedeckt. Das Landesinnere wird von Steppen durchzogen. In Südostanatolien findet man weite LandschaftEbenen, ohne Pflanzen. Dort sind die Böden aufgerissen und endlose Flächen ockergelber Landschaft sind vorhanden.

Die Mittelmeerküste und die Gebirge Syriens sind von Buschwerk bedeckt. Im Südosten dagegen, sind ausschließlich Wüstenpflanzen zu finden. Der Norden ist mit trockenem Grasland bedeckt.

Die nordöstlichen Gebirge des Iraks sind überzogen mit Buschwerk. Im Westen des Landes dagegen, findet man Steppen. In diesen Steppen wachsen dornige und salzhaltige Pflanzen. Weiden und Pappeln säumen die Flussufer, während Riedgras und Schilf in dem Sumpfgebiet von Euphrat und Tigris wachsen.

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Das Klima:

Südostanatolien liegt in den Subtropen. Dort herrscht ein typisches Kontinentalklima mit heißen, trockenen Sommern und kalten, regnerischen Wintern. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 16,3°C. Dabei beträgt die Höchsttemperatur bis zu 47,6°C und die Tiefsttemperatur bis zu -24,2°C. LandschaftVon Oktober bis April fallen die meisten Niederschläge in der Region.

In Syrien ist es das gesamte Jahr über relativ trocken. Die Sommer sind heiß und ohne Regen, die Winter sind, entsprechend dem kontinentalen Klima, kalt. Im Sommer gibt es häufig Dürreperioden, wobei gleichzeitig heiße und trockene Kamsin-Winde von der Wüste her wehen. Der stark variierende Regen fällt nur zwischen September und Mai im westlichen Hochland.

Der Irak liegt ebenfalls in den Subtropen. Die Sommer im Euphrat-Tigrisbecken sind heiß und feucht. Die Winter von Oktober bis Mai sind dort kühler, aber ebenfalls feucht. Im Nordosten des Landes ist es das ganze Jahr über kühler mit mehr Niederschlägen.

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Soziale Struktur:

Das soziale Gefüge wird in der GAP-Region noch immer sehr stark durch das Stammesleben beherrscht. In den Städten dagegen Türkische Flagelässt es mehr und mehr nach. In Südostanatolien liegt die Geburtenrate überdurchschnittlich hoch. In den Jahren von 1970 bis 1990 hat sich die Bevölkerung fast verdoppelt. Doch gleichzeitig ist die Säuglins- und Kindersterblichkeit, aufgrund schlechter medizinischer Versorgung, in dieser Region sehr hoch. (Eine Frau hat hier durchschnittlich sieben Kinder). Die Bevölkerung in den GAP-Provinzen lebt jeweils etwa zur Hälfte in Städten oder auf dem Land.

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Bildungsstand:

Die GAP-Region zählt zu einer der ärmsten und unterentwickelten Regionen des Landes. Hier liegt die Analphabetenrate weit über dem Durchschnitt des übrigen Landes. 1990 betrug die Rate durchschnittlich 39,5% in der Region. (Der Anteil der Männer betrug 24,4%, der Anteil der Frauen dagegen ganze 55,2%). In den Städten liegt die Rate der Analphabeten weit unter der, auf dem Land. Hierfür gibt es verschiedene Gründe.

  • In den Dörfern sind zu wenig Schulen vorhanden, sodass viele Kinder gezwungen sind, Schulen in benachbarten Dörfern zu besuchen. Im Winter ist es allerdings nicht möglich, da die Straßen häufig durch Schnee versperrt sind.
  • Ein weiterer wichtiger Grund ist der Lehrermangel aufgrund des niedrigen Bildungsstandes in Südostanatolien. In den meisten Dorfschulen muss ein Lehrer alle Grundschulklassen gleichzeitig betreuen, sodass auf einen Lehrer in der Region etwa 335 Schüler fallen.
  • Außerdem müssen einige Schulen wegen kriegerischen Auseinandersetzungen schließen. Wegen diesen Auseinandersetzungen fliehen viele Menschen vom Land in die Stadt, weshalb sich auch dort die Schulsituation verschlimmert.
  • Ein weiteres Problem ist die Sprachbarriere zwischen Schülern und Lehrer. Die Kinder in der GAP-Region sprechen, wie ihre Eltern kurdisch oder arabisch. Die Lehrer sprechen allerdings nur türkisch. Selbst wenn einer von ihnen kurdisch könnte, verbietet die Regierung den Lehrern dennoch, kurdisch zu sprechen.

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Gesundheit:

Die ärztliche Versorgung ist ähnlich katastrophal, wie der Bildungsstand in Südostanatolien. Die Mediziner arbeiten lieber in den großen Metropolen, Menschenda man dort bessere Verdienstmöglichkeiten hat und einen höheren Lebensstandard gewohnt ist, als in den Dörfern. Außerdem sind die Gründe des Ärztemangels gut vergleichbar mit denen des Lehrermangels. In der Region entfallen auf 91000 Menschen ein Krankenhaus, auf 775 Menschen ein Krankenbett, auf 4247 Menschen ein praktischer Arzt und auf 3339 eine Krankenschwester. Aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung sterben viele Menschen der GAP-Region an Krankheiten, die normalerweise sehr leicht heilen. Zum Beispiel sterben viele Frauen, die ihr Kind unter primitiven Umständen entbinden müssen. Die meisten Säuglinge sterben aufgrund von Durchfall. Infektiöse Krankheiten sind in der Region überdurchschnittlich hoch verbreitet. Zu diesen Krankheiten gehören unter anderem auch Scharlach und Gelbsucht.

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Die Landwirtschaft:

Die Landwirtschaft ist einer der Hauptfaktoren in der türkischen Wirtschaft. Die Haupterzeugnisse sind Weizen, Reis, Baumwolle, Tee, Tabak, MaisHaselnüsse und Obst. In der Viehzucht sind Schafe vor Ziegen führend. Daher zählt die Türkei zu den Hauptwollerzeugern in Europa. Zwei Drittel der Bewohner der GAP-Region sind in der Landwirtschaft tätig. Allerdings gibt es einige Agrarsoziale Probleme in der Region, denn ca.40% der Bauern besitzen kein eigenes Land und 40% der Betriebe, die von Kleinbauern bewirtschaftet werden, haben nur eine Fläche von nicht einmal 5 Hektar. Dies hat zur Folge, dass viele Kleinbauern in die Städte abwandern, da dort die Chancen auf einen Arbeitsplatz besser stehen. Ein weiteres Problem für die Bauern besteht darin, dass 70% des Landes Staatseigentum sind und nur verpachtet werden. Die 40% derjenigen, die keinen eigenen Boden besitzen, müssen als Tagelöhner bei Großgrundbesitzern arbeiten. Damit nicht zu viele Kleinbauern in die Städte abwandern, wird für sie seit 1973 Hilfe gefordert. Dies schließt vor allem technische Beratung und Kredithilfe ein. [Aber auch eine gesicherte Regelung der Pachtverhältnisse und eine Beschränkung des Landbesitzes im Bewässerungsland.] Allerdings sind alle diese Forderungen gescheitert. Großgrundbesitzer haben im Gegensatz zu den Kleinbauern alle finanziellen Mittel, die sie benötigen, um sich Bewässerungsland anzueignen. Da die Großgrundbesitzer aber nicht die modernsten Maschinen besitzen, versucht die türkische Regierung ausländische Investoren mit Nachlässen bei z.B. Zoll und Steuern anzulocken. Aus diesen Bemühungen der Regierung kann man das Fazit ziehen, dass nur die Großgrundbesitzer und ausländische Investoren aus dem GAP-Projekt einen Gewinn erzielen können. Außer ihnen natürlich auch noch die Regierung der Türkei. Denn bis 2005 sollen 80 Millionen Menschen aus der eigenen Landwirtschaft ernährt werden und gleichzeitig soll noch ein Überschuss für den Export gewonnen werden. Die Probleme, die für die Kleinbauern direkt auftreten, sollen am Beispiel der Harrahn-Ebene gezeigt werden. Die Harrahn-Ebene ist eines der heißesten Gebiete Südostanatoliens. Durch das Bewässerungsprojekt kann die Ebene besser genutzt werden und soll "Korn-Kammer des Orients" werden. Das würde unter anderem bedeuten, Felddass die Türkei den Absatzmarkt des nahen Ostens für sich gewinnen würde, denn durch das Wasser des Euphrats hätten die Bauern mehr Möglichkeiten, in dem was sie anbauen könnten und es wäre sogar möglich, den "Wasserfresser"-Baumwolle anzubauen. Noch wird in der Harrahn-Ebene Trockenfeldbau betrieben. Die Ernte ist von den seltenen Regenfällen abhängig, was bedeutet, dass Erträge oft schwanken, wenn in den Wintermonaten zu wenig Niederschlag fällt. Außerdem wird mit Tiefenbrunnen bewässert. Diese sind etwa 70m tief. Da der Grundwasserspiegel sinkt, sind die Leute auf Tiefenbrunnen angewiesen. Die Bauern, die in der Harrahn-Ebene leben, sind zu Spezialisten im Trockenfeldbau geworden. Sobald der Trockenfeldbau durch Bewässerungswirtschaft ersetzt werden wird, müssen die Bauern viel lernen. Und außerdem müssen sie einige neue Maschinen anschaffen, für die das Geld fehlt. Die Regierung möchte Kurse anbieten, damit die Bauern sich auf den Bewässerungsanbau umstellen können. Allerdings stößt man hier wieder auf das Bildungsproblem der GAP-Region. Die Kurse würden auf türkisch abgehalten werden, das die Bauern nicht verstehen, weshalb die sie nicht in der Lage sein werden, Bewässerungswirtschaft zu betreiben und die Großgrundbesitzer und die ausländischen Investoren das "große Geld" verdienen werden. Die Regierung hat ausgerechnet, dass bei Bewässerungswirtschaft siebenmal mehr Arbeitskräfte benötigt werden, als zur Zeit in der Ebene leben. Allerdings werden vor allem Arbeiter benötigt, die lesen, schreiben und türkisch sprechen können. Dies bedeutet, dass die Bauern der Harrahn-Ebene bestenfalls als Tagelöhner arbeiten können, wenn das Projekt seinen Lauf nimmt.

Für Syrien hätte der Entzug des Euphratwassers für die Landwirtschaft erhebliche Folgen. Zu den Hauptanbauprodukten Syriens gehören Baumwolle, Zitrusfrüchte, Oliven und Weizen. Nur im Nordosten des Landes ist Regenfeldbau möglich. Allerdings ist es ein Nachteil, dass die Ernte von den variierenden Niederschlägen anhängig ist. Mit genügend Wasser aus dem Euphrat, könnte man sogar das Land der syrischen Wüste Tomatenfeldlandwirtschaftlich betreiben, aber schon jetzt fehlt das Wasser, damit die Landwirtschaft ein ausreichendes Bruttoinlandsprodukt erreichen kann. Syriens Regierung will eine Intensivierung der bisherigen Flächen erreichen, was bedeutet, dass man bis zu drei Ernten, statt nur einer erzeugen kann. Dies wäre aber nur bei einer Umstellung von Trockenfeldbau auf Bewässerungsanbau möglich. Syrien bezieht 85% seines Oberflächenwassers aus dem Euphrat. Die Landwirtschaft wird bis 2005 jeden Tropfen Wasser benötigen, damit die Nahrungsmittelproduktion für die Bevölkerung sichergestellt werden kann. Allerdings bliebe dann kein einziger Tropfen Wasser für die Industrie oder für den normalen Alltag im Haushalt. Dies steht allerdings unter der Voraussetzung, dass die Menge, des vom Euphrat getragenen Wassers, sich nicht verringert. Doch es steht schon fest, dass Syrien 40% des Euphratwassers durch das Projekt einbüßen wird.

Die Hauptanbauprodukte des Iraks sind Baumwolle, Datteln, Weizen und Reis. Die Nutzfläche des Landes beträgt 12,7%. Diese 12,7% befinden sich an den Ufern von Euphrat und Tigris, weshalb mehr als die Hälfte der Nutzfläche bewässerungswirtschaftlich genutzt wird. Doch auch die Landwirtschaft des Iraks ist nicht ausreichend genug. Die Regierung verbot privaten Getreidehandel und zahlt den Erzeugern Festpreise. Durch das Südostanatolienprojekt wird der Irak 80 bis 90% des Euphratwassers einbüßen müssen. Der einzige Trost ist für den Irak das Vorhandensein des Tigris.

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Das Projekt:

Nachdem im Jahre 1923 die Republik Türkei ihr heutiges Staatsgebiet erlangt hatte, zeigte sie mehr und mehr Interesse an Kurdistan, wo man die Ressourcen für eine unabhängige Wirtschaftspolitik sah. Die Türkei beschloss, eine gezielte Energiepolitik zu betreiben und es entstand die Idee, die GAPWasserkraft von Euphrat und Tigris zu nutzen. In den 30er Jahren entwickelten sich die ersten Vorstellungen zum Südostanatolien-Projekt, kurz GAP (Güneydogu Anadolu Projesi) genannt. Mit der Realisierung einer kleineren Ausführung des GAPs, des "Unteren-Euphrat-Projekts", wurde in den 60er Jahren begonnen, um den Euphrat maximal auszunutzen.
Die gigantische Planung des Südostanatolien-Projektes wurde in Zusammenarbeit von der türkischen Projektplanungsfirma Yüksel Proje A.S. und einer japanischen Firma erarbeitet. Hierbei entstand der so genannte "Masterplan". Er gilt als Leitfaden für die türkische Verwaltung und das GAP-Management.
Ende der 70er Jahre begann man, nachdem bereits einige kleinere türkische Staudammprojekte an Euphrat und Tigris verwirklicht worden waren, mit der Umsetzung des GAP.
Das GAP ist das größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Türkei und eines der größten Entwicklungsprojekte im nahöstlichen Raum. Es sieht den Bau von (ursprünglich 12, inzwischen) 24 Staudämmen und 17 Hydroelektrizitätswerken an den türkischen Flüssen Euphrat und Tigris und deren Nebenflüssen vor. Durch das Projekt sollen 1,8 Mio. Hektar Land bewässert und 22 Mio. kWh hydroelektrische Energie (bzw. 8.000 Megawatt Strom) erzeugt werden. Außer diesen Hauptzielen ist beabsichtigt, eine Region zu befrieden, die in den letzten Jahren Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen war. So soll die wirtschaftliche Entwicklung der kurdischen Provinzen zur "nationalen Einheit" der Türkei beigetragen werden.
Durch das GAP sollen vorrangig vier Ziele erreicht werden:

  • die Steigerung der Agrarproduktion
  • die Ansiedlung von Industriezentren
  • die Steigerung der Energieproduktion
  • die Förderung des Tourismus
Diese Ziele werden in einem späteren Teil des Referates noch genauer erläutert.

Die 24 Staudämme und 17 Hydroelektrizitätswerke sind in 13 Teilprojekte aufgeteilt, welche innerhalb von gut 30 Jahren geplant und etappenweise fertig gestellt werden. Die Vollendung aller Anlagen ist bis zum Jahre 2015 vorgesehen. Allerdings stehen die einzelnen Staudammprojekte technisch nicht in einem Zusammenhang, so dass sie einzeln und voneinander unabhängig gebaut werden können.

Teilprojekte des GAP, geplante Energieproduktion und Bewässerungsflächen:

Teilprojekte des GAP

Fertig gestellt und in Betrieb genommen wurden bisher 3 der 13 Teilprojekte:
Das "Untere-Euphrat-Projekt" (welches allerdings separat geplant und fertig gestellt wurde) mit dem Keban-Damm (1974), der Karakaya-Damm (1987) und der Atatürk-Damm mit dem dazugehörigen Elektrizitätswerk (1992).

Der Masterplan unterteilt die geplante Entwicklung der Region noch einmal in drei so genannte Entwicklungsphasen:

  1. Die erste Phase beinhaltet die Planungen bis zum Jahre 1994, die aber bereits nicht eingehalten werden konnte:
    • Vollendung der laufenden Projekte
    • Information über die Bedeutung besserer Landwirtschaftserzeugnisse und Anbaumethoden
    • Vorführung von neuen industriell angebauten Produkten
    • Ständiges Wachstum der Konsumgüter-Industrie
    • Maßnahmen zur Verbesserung der Wasservorräte in den großen Städten
    • Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten
  2. Die zweite Phase (1995-2004) soll ökonomische Umstrukturierung und ein ständiges Wachstum bewirken:
    • Fertigstellung aller vorrangigen Kraftwerke und Bewässerungsanlagen
    • Intensivierung des Landgebrauchs (Viehhaltung, Geflügelzucht, Gewächshäuser)
    • Ausweitung neuer Agroindustrien
    • Weitere Entwicklung der städtischen Infrastruktur
    • Infrastrukturentwicklung von "strategischer" Bedeutung (Autobahnen, Eisenbahnstrecken, Gewerbegebiete, internationaler Flughafen)
  3. Die dritte Phase (geplant ab 2005) soll ein stabiles Wachstum fördern durch:
    • aktive Privatinvestitionen in Infrastruktur- und Dienstleistungsbereich
    • besondere Dienstleistungsangebote in den städtischen Zentren (Konferenzen, Hochschulausbildung, internationaler Tourismus)

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Finanzierung der einzelnen Projekte

Projekt
Gesamtfinanzbedarf
In Mrd. TL*
Fremdfinanzierung
(in 1000 US-$)
Zeitraum der Fertigstellung
Atatürk-Damm und HEW 108.409 933.239
1975-96
Karakaya-Damm und HEW 93.000 736.135
1971-91
Kralkizi-Dicle-Projekt
(Energie+Bewässerung)
32.445 69.000
1981-99
Batman-Projekt (Energie+Bewässerung) 12.011 30.766
1985-98
Cinar-Göksu-Projekt (Bewässerung) 1.407 17.755
1986-95
Camgazi-Damm 1.886 22.000
1986-97
Insgesamt
249.158
1.808.895
 
* = Angaben zur Gesamtfinanzierung beruhen auf dem Investitionsprogramm für das Jahr 1995
(59.800 TL = 1 US-$)
HEW = Hydroelektrizitätswerk.

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Die einzelnen Projektziele des Südostanatolien-Projektes

  1. Verbesserte Landnutzung
    Die Landwirtschaft stellt in der Türkei den wichtigsten Wirtschaftssektor dar. Hier sind mehr Einwohner beschäftigt (ca.45%, 1995), als in jedem andern Sektor der Türkei, wie beispielsweise der Industrie(15,5%). In der GAP-Region ist der Anteil noch höher; hier leben ungefähr 67% (1990) der Einwohner von der Landwirtschaft. Die Überschüsse aus der landwirtschaftlichen Produktion werden hauptsächlich für den Export ins Ausland oder die Versorgung der westtürkischen Industriezentren verwendet. Allerdings kommen die hieraus erzielten Gewinne nicht Obstder Region zugute, sondern werden in gewinnträchtige Geschäfte im Westen der Türkei angelegt. Diese Tatsache wirkt sich deutlich negativ für die wirtschaftliche Entwicklung der GAP-Region und diese selber aus. Die GAP-Region ist eine sehr trockene Gegend, in welcher jeder Niederschlag genutzt werden muss. Die Niederschläge fallen hier hauptsächlich im Winter. Im April gibt es zusätzlich eine Feuchtigkeitsperiode, die sehr wichtig ist, da sonst Dürregefahr droht. Durch die Landbewässerung des GAPs ist die Bevölkerung auf diese Feuchtigkeitsperioden nicht mehr so stark angewiesen. Ca. 34,7% der Gesamtfläche der GAP-Region sind für diesen bewässerten Feldbau geeignet.
    Weitere Ziele im Bereich der Landnutzung sind die Ertragssteigerung durch die geregelte Bewässerung sowie die Mechanisierung in der Landwirtschaft, welche in der GAP-Region im Vergleich zum Rest der Türkei noch sehr unterentwickelt ist. Diese Faktoren, sowie eine Erweiterung der Produktpalette, sollen zu einer Erhöhung des Einkommens in den ländlichen Gebieten führen. Zudem soll sich die Ertragssteigerung sowie die Erhöhung der Futterpflanzenmenge positiv auf die relativ schlechte Versorgung des Viehs in der Region auswirken und damit Fleisch- und Milchproduktion in Qualität und Quantität verbessert werden.

  2. Ansiedlung von Industriezentren
    Der Masterplan sieht vor, dass Anregungen zur wirtschaftlichen Entwicklung der GAP-Region geschaffen werden. Gerade einmal 5% der Beschäftigten der Region arbeiten in der Industrie. Um die Entwicklung anzuregen, sollen für Erziehung, Ausbildung sowie technischen Fortschritt Anreize geschaffen werden und damit das Ansehen und der gesellschaftliche Wohlstand der GAP-Region erhöht werden. Durch Beschäftigungsfelder mit höheren Einkommen sollen die Einkommensdifferenzen zwischen den Regionen abgebaut werden. Zudem sollen durch einen Förderungsplan Industriebetriebe angelockt werden. Die Türkei möchte Maßnahmen wie Zollfreiheit für importierte Investitionsgüter und Steuervergünstigungen ergreifen.
    Ungefähr 70% des Landes sind Staatseigentum, welches verpachtet wird. Dieses Land soll nun hauptsächlich an ausländische Investoren verpachtet werden. Die Türkei wirbt für diese Flächen mit dem Hinweis, dies sei der einfachste Zugang zum türkischen Markt, Investitionen könnten bereits mit geringen Mitteln getätigt werden und die Arbeitskraft in der Region sei billig und die Nachfrage nach Arbeit groß.

  3. Steigerung der Energieproduktion
    Bisher hat die Türkei nur etwa 12% der möglichen Energiegewinnung ausgenutzt und musste so, um ihren Energiebedarf zu decken, 30-40% ihres Bedarfs an elektrischer Energie importieren. Diese Tatsache veranlasste das Land zu einem neuen Energiewirtschaftsplan. Allein durch die GAP-Staudämme sollen, nach der Fertigstellung aller hydroelektrischen Kraftwerke an Euphrat und Tigris, zukünftig zusätzlich zu den schon vom Land produzierten 60-70%, über 50% des Energiebedarfs der Türkei gedeckt werden. Das Land strebt hiermit nicht nur eine energiepolitische Unabhängigkeit an, sondern hofft auch, in Zukunft die überschüssige Energie exportieren zu können.

  4. Förderung des Tourismus
    Im Gebiet zwischen dem Hochgebirge und dem Atatürk-Stausee soll eine Tourismus-Industrie aufgebaut werden. Es sollen Hotels, Restaurants, Erholungseinrichtungen sowie ein Touristeninformationszentrum für in- und ausländische Touristen entstehen.

  5. Trinkwasserversorgung
    Die Trinkwasserversorgung in der GAP-Region ist außerordentlich unzureichend. 1987 verfügten über 40,6% der ländlichen Gebiete über keine eigenen Trinkwasserquellen. Auch in den Städten ist zu wenig Trinkwasser vorhanden, wobei das vorhandene Wasser teilweise stark verschmutzt ist.
    Das GAP soll eine Trinkwasserversorgung sicherstellen. So sollen in den ländlichen Gebieten Projekte zur Gewinnung von Trinkwasser (welches in 80-120m Tiefe vorhanden ist) beendet werden können, sowie in den Städten Trinkwasseraufbereitungsanlagen finanziert werden.

  6. Hochwasserschutz
    Bei starken Niederschlägen kommt es in der Türkei immer wieder zu Hochwasser, welches Siedlungen, Ackerflächen und Verkehrsverbindungen gefährdet. Die Staudämme sollen nun den Hochwasserschutz übernehmen.

  7. Die "Friedenspipeline"
    Die Türkei ist das einzige Land im Nahen Osten, welches einen Wasserüberschuss besitzt. In vielen benachbarten arabischen Ländern herrscht Wassermangel. Im Rahmen von GAP soll eine über 2000km lange Wasserpipeline bis in den Osten Saudi-Arabiens gebaut werden. Fast 7 Mio. Kubikmeter Wasser will die Türkei pro Tag durch diese Pipeline exportieren. Dieses Projekt bereitet allerdings viele politische Schwierigkeiten, zu denen die Angst der arabischen Staaten vor einer Erpressbarkeit durch die Türkei kommt. Der Bau einer Wasserpipeline würde vermutlich erst Jahre gegenseitiger vertrauensvoller Zusammenarbeit auf anderen Gebieten voraussetzen. Die genaue Planung ist daran bisher gescheitert.

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Planungsmängel des GAPs

Bei der Planung des Südostanatolien-Projektes sind viele Tatsachen nicht beachtet oder bedacht worden. So zum Beispiel der Mangel an Staudammqualifiziertem Fachpersonal in der Türkei und die ungeklärten Zuständigkeiten in der Verwaltung. Die japanisch-türkischen Ersteller des Masterplans haben nur wenig Kontakte zu fachlich kompetenten Wissenschaftlern oder zu landwirtschaftlichen Versuchsanstalten aufgenommen. Zudem sind an der Planung und Ausführung des Projektes zahlreiche Behörden und Institutionen beteiligt, die teilweise unkoordiniert und sogar gegeneinander arbeiten. So sind zum Beispiel über 100 Organisationen im Bereich der Umsiedlung aktiv. Es wurde außerdem mit dem Projekt angefangen, ohne die Finanzierung sicherzustellen. Viele Einzelprojekte können deshalb nicht begonnen werden. Alternativen, das GAP-Projekt von nun an anders zu gestalten, sind nicht entwickelt worden. Das GAP soll um jeden Preis so realisiert werden, wie es im Plan steht.

Tabelle - Umsiedlung

Staudamm
Zahl der betroffenen Dörfer
Betroffene Menschen
Hacihidir
3
3.446
Hancagiz
6
750
Karakaya
105
44.329
Atatürk
144
100.906
Kralkizi
13
9.355
Batman
13
15.511
Dicle
16
19.584
Ilisu
36
25.584
Insgesamt
336
219.465
Angaben von 1994.

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Nutzen des GAPs

  1. Einnahmen aus der Energiegewinnung
    Die Energiegewinnung ist ein Punkt der Nutzen des GAPs, bei welchem sich ohne Zweifel eine Rentabilität feststellen lässt. Die Kosten der bisher gebauten Dämme wurden größtenteils schon wieder erwirtschaftet. Allerdings nur, wenn man den Wert der überfluteten Ländereien, Dörfer, Straßen und anderer Infrastruktur bzw. die tatsächlichen und sozialen Kosten der Umsiedlung nicht berücksichtigt.
    1996 wurden so zum Beispiel durch den Karakaya- und den Atatürkstaudamm 19,3 Mrd. kWh Energie erzeugt. Das entsprachen 48% der Stromproduktion aus Hydroelektrizitätswerken bzw. 20% der gesamten Stromproduktion des Landes in diesem Jahre.

  2. Hochwasserschutz
    Auch der Hochwasserschutz ist eine positive Folge des GAPs. Zwar kommt es an den Flüssen Euphrat und Tigris wesentlich seltener zu Hochwasser und Überschwemmungen als an anderen Flüssen, aber dieses seltene Ereignis kann nun durch die Staudämme verhindert werden, ebenso wie die jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserspiegels.

  3. Verbesserung der Einkommensverhältnisse
    Die Verbesserung der Einkommensverhältnisse ist eines der wichtigsten Ziele der GAP-Planung. Sie ist unverzichtbar für die soziale und wirtschaftliche Stabilisierung der Region und den Aufbau moderner wirtschaftlicher Strukturen.

    1. in der Landwirtschaft
      Einige Landbesitzer hatten von dem Projekt Nutzen und es stellte sich teilweise Wohlstand ein, doch die Einkommensunterschiede zwischen den Landbesitzern und den Landlosen wurden und werden damit immer größer. Es fehlt eine Landreform sowie eine umfassende finanzielle Unterstützung für die Vergrößerung und Modernisierung kleinerer Betriebe. So hat nur eine Minderheit der Bevölkerung Nutzen von dem Projekt.

    2. in Handel und Gewerbe
      In Handel und Gewerbe wird sich eine Steigerung einstellen. Die Umstellung und Intensivierung der Landwirtschaft bringt den Einsatz von sehr viel Düngemitteln, Pestiziden und Maschinen wie Traktoren mit sich. Dies wird den Markt um solche Dinge erweitern und den Handel steigern. Zudem sind nun neue Gewerbe zum Beispiel für Maschinenwartung und Reparaturen nötig. Insgesamt ist hier durch die steigende Nachfrage eine Einkommensverbesserung zu erwarten (auch in anderen Handelsbereichen, wie in denen der Lebensmittel- und Verbrauchsgüter).

    3. in der Industrie
      In der GAP-Region wird sich die Zahl der in der Industrie Beschäftigten erhöhen und es wird damit Auswirkungen auf das Lohngefüge geben. Doch es ist noch nicht abzusehen, ob sich dies positiv auswirkt. Es gibt im GAP-Gebiet einen Überschuss an ungelernten Arbeitskräften, was in der Regel zu einer Senkung der Löhne führt. Genau dies ist im Bereich der Industrie zu befürchten.

  4. Aufbau einer Industrie
    Die Industrialisierung der Region ist ein weiterer Nutzen des GAP. Eine besonders positive Entwicklung fand in der Stadt Urfa statt, der so genannten "Hauptstadt des GAP".

    Aufteilung der neu errichteten Fabriken in Urfa nach Sektoren
    Sektoren
    1967-80
    1981-90
    1991-96
    Gesamt
    Baumwolleverarbeitung
    1
    7
    18
    26
    Lebensmittel
    5
    5
    8
    18
    Andere
    3
    6
    10
    19
    Insgesamt
    9
    18
    36
    63
    Quelle: Informationsbroschüre des OSB (Organisiertes Industriegelände) Urfa, August 1996.

    Die Entwicklung der Industrie erfolgte wie oben dargestellt sehr schnell, allerdings gibt es immer noch einige Probleme, mit denen die Industrie in dieser Region zu kämpfen hat. So gibt es Finanzprobleme und trotz der vielen Staudämme (Karakaya, Atatürk) immer noch Energiemangel. Tagsüber kommt es immer wieder zu Stromausfällen, was für die Industrie sehr problematisch ist.

  5. Senkung der Arbeitslosigkeit
    Die Senkung der Arbeitslosigkeit ist ebenfalls ein Ziel des GAPs. Im GAP-Gebiet wurde sie 1997 auf 70% geschätzt. Durch das GAP geht man von bis zu 3,5 Mio. neuen Arbeitsplätzen in der Region aus, was bis zu Jahre 2005 verwirklicht werden soll. Jedoch muss man berücksichtigen, dass sich die Bevölkerung der GAP-Region von 5,1 Mio. auf etwa 10,4 Mio. Einwohner mehr als verdoppeln soll. So wird durch die neuen Arbeitsplätze grade mal die Wachstumsrate der Bevölkerung aufgefangen, jedoch wird sich an der Arbeitslosenquote in der Region kaum etwas ändern. Zweifelhaft ist außerdem, dass die neuen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft den einheimischen Kurden zugute kommen. Diese kennen sich in der neuen mechanisierten Landwirtschaft nicht aus und so werden viele Arbeitsplätze Agrarspezialisten vorbehalten bleiben. Ein Großteil der Bevölkerung wird so lediglich die Chance haben zum Beispiel als Straßenverkäufer, Autowäscher, Schuhputzer etc. deutlich niedriger bezahlt zu werden. Ein Wirtschaftssektor, in dem durch das GAP sicher neue Arbeitplätze entstehen, ist der Dienstleistungsbereich. Hier besonders im Tourismus in den Bereichen der Gastronomie, Beförderung etc.
    Insgesamt entstehen durch das GAP nicht so viele Arbeitsplätze wie versprochen und erhofft wurde, da auch viele Arbeitsplätze zerstört werden, wie zum Beispiel die kleinen Manufakturen mit vielen Beschäftigten, welche nicht mehr konkurrenzfähig sind. Jedoch werden viele angeworbene Fachkräfte neue Arbeit in der GAP-Region finden.

  6. Produktivitätssteigerung und Wertsteigerung des Bodens
    1. Ertragssteigerung
      Durch die Bewässerungslandwirtschaft steigert sich der Ertrag des Bodens. Die Erträge vervielfachen sich, da sich zum Teil die Anzahl der Ernten pro Jahr erhöht. Die erwartete Steigerung ist je nach Produkt unterschiedlich stark.

      Erwarteter Ertragszuwachs für die Türkei nach Fertigstellung der GAP-Bewässerung
      Produkt
      türk.Produktion bisher (in t)
      erwarteter Ertragszuwachs (in t)
      Steigerung in %
      Baumwolle
      580.000
      685.402
      118,2
      Tabak
      177.529
      18.888
      10,6
      Zuckerrüben
      14.308.375
      4.098.895
      28,6
      Ölpflanzen
      1.807.904
      1.327.820
      73,4
      Mais
      1.500.000
      117.869
      7,9
      Reis
      168.000
      141.838
      84,4
      Gartengemüse
      12.398.950
      3.513.842
      28,3
      Futterpflanzen
      4.836.454
      1.092.898
      22,6
      Wein
      3.300.300
      47.922
      1,5
      Pistazien
      23.000
      66.458
      288,9
      Obst
      1.303.900
      660.019
      50,6
      Quelle: Güneydogu Anadolu Projesi, (Hrsg.) Devlet Planlama Teskilati (DPT), Ankara 1987, S.8 u. 22.

      Die Ertragssteigerung in der GAP-Region entwickelt sich somit eindeutig positiv und wird der ganzen Türkei Nutzen bringen.

    2. Wertsteigerung des Bodens
      Der Wert des Bodens erhöht sich durch die Produktivitätssteigerung, durch die erwartete Industrieansiedlung, die Infrastrukturmaßnahmen und die zunehmende Verstädterung.
      So kostete Anfang 1994 ein Dönüm (türkische Flächeneinheit) landwirtschaftlich nutzbarer Boden 10 Mio. TL, Ende 1994 kostete das gleiche Stück Land schon 50 Mio. TL. Bis Mitte 1997 stieg der Preis sogar auf 150 Mio. TL für bewässertes Land! So entstehen zwischen bewässertem und unbewässertem Land erhebliche Wertunterschiede. Im Jahre 2010 werden die Bewässerungsfelder in den südlichen Gebieten, in denen es weniger als im Norden regnet, viermal so viel Wert haben, wie hier die Felder im Trockenfeldbau. Im Norden wird sich der Wert um das doppelte steigern.
      Auch die Immobilienpreise erhöhen sich. So kostete in der Provinzhauptstadt Urfa eine 4-Zimmer-Wohnung vor der Fertigstellung des Atatürk-Staudammes etwa 1 Mrd. TL, 1999 kostete sie bereits 5-6 Mrd. TL. Zwar begünstigte die Inflation den Wert, jedoch ist auch bei deren Berücksichtigung bei den Immobilien eine starke Wertsteigerung eingetreten.

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Fazit

Die Türkei setzt hohe Erwartungen in das Südostanatolien-Projekt. Würden all diese Erwartungen erfüllt werden, hätte dieses in der Tat viele positive Auswirkungen. Doch man muss bedenken, dass der Masterplan immer nur von den günstigsten Ausgangsbedingungen und einem optimalen Projektverlauf ausgeht. Dies ist jedoch nicht realistisch.
Die türkische Regierung ist von dem Erfolg des Projektes überzeugt. Die negativen Folgen finden keine Berücksichtigung. So wird die Landbewässerung beispielsweise in den nächsten Jahren den Ertrag des Bodens weiterhin steigern, jedoch verursacht die intensive Bewässerung stetig eine Versalzung, die den Boden nach einem gewissen Zeitraum für Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte unnutzbar machen wird. Dies gilt auch für andere ökologische, soziale und kulturelle Folgen, deren Kosten nicht darstellbar sind. Zudem spielte der Mensch bei der Planung des GAPs kaum eine Rolle. Die Bewohner des Gebietes wurden nie zu dem Projekt befragt. Das GAP wird rein als politisches Projekt gesehen, dass heißt alle Entscheidungen fallen in Ankara und nicht einmal die Behörden vor Ort haben ein Mitspracherecht.
Es kann jedoch nun nicht mehr vollständig aus dem Projekt ausgestiegen werden, um die schwerwiegenden Folgen zu verhindern. Es kann aber mit der Energie und allen anderen Rohstoffen sparsamer umgegangen werden. Die Entwicklung sollte mit dem Ökosystem sowie der Geschichte, der Kultur und den Fähigkeiten der Menschen in der Region harmonieren. Es sollte nicht länger gegen die Natur, sondern mit ihr gearbeitet werden. Es ist kein Ausstieg aus dem Bewässerungsbau gefragt, sondern ein an die Ökologie und Kultur angepasster Bewässerungsbau.
Die Türkei wird einige ihrer wirtschaftlichen Ziele nicht erreichen können, jedoch die "inoffiziellen" Ziele wird sie erreichen. Sie wird durch das Projekt die kurdische Region und ihre Einwohner an sich binden können. Durch die wirtschaftliche Internationalisierung will das Land durch das GAP dem Wunsch des Beitrittes in die EU näher kommen. So ist auch das GAP ein typisches Beispiel für das Bild der im "Osten weidenden Kuh, die im Westen Milch gibt". Die Türkei nimmt den Reichtum Kurdistans in Anspruch ohne dafür zahlen zu müssen. Schon allein aus diesem Grund ist das GAP für die Türkei ein Vorteil.

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